Euphresco – das Forschungsnetzwerk im phytosanitären Bereich
Euphresco – the phytosanitary research network
Journal für Kulturpflanzen, 72 (8). S. 400–403, 2020, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2020.08.10, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart
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Euphresco wurde als phytosanitäres ERA-Net von Forschungsmanagern in dem im 6. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Kommission initiierten ERA-Net-Schema gegründet. Seit 2014 funktioniert Euphresco als selbständiges Netzwerk ohne Förderung durch die Europäische Kommission mit derzeit 70 Partnern aus 50 Staaten. Die hauptsächliche Aufgabe von Euphresco ist die Initiierung transnationaler Forschungsprojekte zu phytosanitären Problemstellungen.
Stichwörter: Euphresco, ERA-Net, phytosanitäre Forschung, Forschungsnetzwerk
Euphresco was established as a phytosanitary ERA-Net during the ERA-Net Scheme that was implemented during the 6. Research Framework Programme of the European Commission. Since 2014, Euphresco runs as a self-sustainable network without funding through the European Commission with currently 70 partners from 50 states. Main task of Euphresco is the initiation of transnational projects on phytosanitary problems.
Key words: Euphresco, ERA-Net, phytosanitary research, research network
Zu Beginn stand die Idee der Europäischen Kommission mit ERA-Nets (European Research Area Networks) durch gemeinsame Forschungsplanung und Verwertung der Ergebnisse eine bessere Nutzung nationaler Forschungsgelder zu gewährleisten und doppelte Forschungsarbeit zwischen den Europäischen Mitgliedsstaaten zu vermeiden. Dabei förderte die Kommission nur die organisatorische Beteiligung der Partner an den ERA-Nets mit finanzieller Unterstützung. Die Forschungsgelder selber, die in die zu initiierenden transnationalen Projekte flossen, mussten aus nationalen Geldquellen stammen. Im Rahmen des ersten ERA-Net-Schemas innerhalb des 6. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Kommission wurden rund 70 ERA-Nets in den verschiedensten Wissenschaftsbereichen gegründet. Während der vorgesehenen Laufzeit von 2006 bis 2010 sollte der Grundstein für eine spätere Eigenständigkeit der ERA-Nets ohne zusätzliche Förderung durch die Europäische Kommission gelegt werden.
Euphresco (European Phytosanitary Research Coordination) war das einzige ERA-Net im phytosanitären Bereich. Bei der Gründung im Jahr 2006 bestand das Netzwerk aus 23 Partnern aus 17 Ländern und sechs sogenannten „Beobachtern“ ohne Partnerstatus, die zu diesem Zeitpunkt alle Mitglied der EU waren. Deutschland war mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und dem Julius Kühn-Institut von Beginn an einer der Partner in Euphresco, die sich im Rahmen der Netzwerk-Management-Gruppe auch aktiv an der Gestaltung des ERA-Nets beteiligten. Hierzu gehörten insbesondere die Erstellung einer gemeinsamen Forschungsagenda, sowie eines Modus operandi für eine spätere Selbständigkeit des Netzwerks. Weitere Aktivitäten der Netzwerk-Management-Gruppe umfassten die Schaffung von Möglichkeiten für die Durchführung gemeinsamer Forschungsprojekte, die Aufstellung einer Forschungsprojekte-Datenbank zu nationalen Projekten der Euphresco Partner und die Festlegung von Bedingungen zur Verwendung nationaler Gelder in transnationalen Projekten. Um diese entwickelten Verfahren zur Verwendung der Gelder zu testen, wurden im Ablauf der ersten Jahre 17 Pilotaktivitäten initiiert, bei denen Deutschland an sieben Forschungsprojekten und drei Laborvergleichsuntersuchungen beteiligt war.
Insgesamt dauerte die Erarbeitung der Kooperationsbedingungen länger als zu Beginn erwartet, so dass zum Ende der ersten Förderphase im Frühjahr 2010 die Selbständigkeit von Euphresco noch nicht zu realisieren war. Im Rahmen der Verlängerung des ERA-Net-Schemas im 7. Forschungsrahmenprogramm konnte jedoch eine Verlängerung der finanziellen Unterstützung der Europäischen Kommission erreicht werden. In dieser zweiten Förderphase von 2010 bis 2014 lagen die Schwerpunkte der Arbeit der Netzwerk-Management-Gruppe auf der Vorbereitung der Selbständigkeit sowie auf der Erweiterung des Netzwerkes durch das Einwerben neuer Partner und auf der Vertiefung der gemeinsamen Forschungstätigkeiten durch die Initiierung weiterer transnationaler Projekte.
In dieser Zeit konnten durch Euphresco insgesamt 30 transnationale Projekte initiiert werden, von denen Deutschland an 11 Projekten beteiligt war und es wurden auch die Rahmenbedingungen für Euphresco-Projekte festgelegt. Diese sollten eine schnelle Ergänzung zu den EU-geförderten Projekten darstellen. Hier war es besonders wichtig, dass die transnationalen Projekte mit wenig administrativem Aufwand und bei Bedarf auch kurzfristig initiiert werden können. Zudem wurde festgelegt, dass ein Euphresco-Projekt die Beteiligung von mindestens zwei Partnern aus verschiedenen Ländern erfordert und in der Regel eine Laufzeit von ein bis zwei Jahren haben sollte, also deutlich kürzer als EU-finanzierte Projekte.
In dieser Periode erweiterte sich das Netzwerk auf 31 Partner aus 22 Ländern und 14 Beobachter und wuchs damit durch die Aufnahme internationaler Partner über eine EU-weite Kooperation hinaus. Das Erreichen der Selbständigkeit blieb jedoch problematisch. Hier erwies sich insbesondere die Frage der Koordination des Netzwerkes als schwierig. Ohne zusätzliche EU-Förderung war es keinem der beteiligten Partner möglich, diesen zusätzlichen Aufwand auf sich zu nehmen. Letztendlich erklärte sich die Pflanzenschutzorganisation Europas und des Mittelmeerraumes (EPPO) bereit, die Koordination zu übernehmen, finanziert über zusätzliche Mitgliedsbeiträge der Partner. Somit erreichte Euphresco im März 2014 das Ziel des selbständigen Netzwerkes. Die Idee einer Netzwerk-Management-Gruppe zur Unterstützung der Koordination des Netzwerkes wurde beibehalten und Deutschland blieb über das Julius Kühn-Institut weiterhin ein aktives Mitglied. In den Jahren seit erreichen der Selbständigkeit konnte die Zahl der Partner von Euphresco weiter erhöht werden. Derzeit sind 70 Institutionen aus 50 Staaten als Partner registriert, darunter die USA, Canada, Australien und Neuseeland (Abb. 1). Die Liste der Partner kann über die Webseite von Euphresco eingesehen werden (https://www.euphresco.net/). Bis Ende 2018 konnten 69 Projekte realisiert werden, von denen Deutschland an 18 Projekten beteiligt ist. In 2019 konnten weitere 17 Projekte ins Leben gerufen werden, die in 2020 beginnen, mit einer deutschen Beteiligung an sechs Projekten (Tab. 1).
Abb. 1. Euphresco Partner Stand April 2020. Quelle Euphresco https://www.euphresco.net/about/members.
Tab. 1. Übersicht der Euphresco-Projekte mit JKI-Beteiligung seit 2015
Projekt | Titel | JKI-Institut |
2015 Gesamtzahl Projekte: 18 | ||
2015-F-146 | Harmonized protocol for monitoring and detection of Xylella fastidiosa in its host plants and its vectors (PROMODE) | Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit |
2015-F-172 | The application of Next-Generation Sequencing technology for the detection and diagnosis of Non-Culturable Organisms | Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik |
2016 Gesamtzahl Projekte 24 | ||
2016-A-180 | Development, validation and verification of a diagnostic tool for detection and identification of Ralstonia solanacearum and Clavibacter michiganensis subspecies sepedonicus directly on plant tissue | Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit |
2016-F-196 | Flavescence dorée (Candidatus Phytoplasma vitis) | Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau |
2016-A-198 | Understanding Little Cherry Viruses through improved diagnostics and insight in the occurrence and epidemiology | Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau |
2016-A-206 | Test performance study of detection test of Pospiviroids on Solanaceae | Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik |
2016-A-207 | Development of detection methods for viruses on potato (PVT, APMoV) | Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik |
2016-A-217 | Use of barcoding – from theory to use in practice | Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit |
2016-F-221 | Xylella fastidiosa and its insect vectors Cicadella | Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau |
2016-I-224 | International Plant Sentinel Network 2 | Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit |
2017 Gesamtzahl Projekte 15 | ||
2017-F-236 | Ceratitis capitata; better knowledge for better risk management | Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit |
2017-A-249 | Early detection of Cryphonectria parasitica in planting material | Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit |
2017-G-263 | Blueberry rust caused by Thekopsora minima – improved risk assessment by supplying quick and reliable identification tools and by performing infection studies | Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik |
2017-A-267 | Analysis of methods for bacteria detection and identification | Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit |
2018 Gesamtzahl Projekte 13 | ||
2018-A-271 | Rapid identification of plant-health related bacteria by MALDI-TOF mass spectrometry | Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau |
2018-A-293 | Phytosanitary risks of newly introduced crops | Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik |
2018-E-294 | Next Generation Sequencing (NGS) standards and best practices for regulatory applications | Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik |
2018-F-304 | Spodoptera frugiperda – spreading, establishment, damaging potential and control measures for the EU | Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit |
2019 Gesamtzahl Projekte 17 | ||
2019-D-311 | Systems for awareness, early detection and notification of organisms harmful to plants | Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit |
2019-E-312 | Virus Curate | Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik |
2019-E-320 | mt DNA characterisation of potato wart disease outbreaks | Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland |
2019-I-321 | Community Network for practices in Plant Virology | Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik |
2019-A-327 | Validate molecular diagnostic method for detection of Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV) in seeds of tomatoes, chilies and eggplants. | Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik |
2019-A-331 | Remote sensing in plant health: expanding the scene | Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit |
Der besondere Vorteil der Kooperation in Euphresco liegt darin, dass über die Forschungszusammenarbeit mehrerer Länder ein Thema mit verschiedenen, sich ergänzenden Teilaspekten und Expertisen bearbeitet werden kann. Somit können Forschungsprojekte in einer Gesamtheit bearbeitet werden, die einzelnen Partnern aufgrund oftmals knapper Ressourcen nicht möglich ist. Zudem werden die Abschlussberichte aller Projekte in der Regel veröffentlicht oder, in seltenen Fällen, vertraulich den Partnern zur Verfügung gestellt. Damit stehen Deutschland und den anderen Euphresco-Partnern wertvolle Forschungsergebnisse zur Verfügung, die alleine mit nationalen Mitteln nicht zu erarbeiten gewesen wären.
Ende 2019 hat sich Deutschland nach insgesamt 13 Jahren erstmalig aus der aktiven Beteiligung in der Netzwerk-Management-Gruppe zurückgezogen, damit andere Partner die Möglichkeit nutzen können, sich in die Lenkung von Euphresco einzubringen. Dennoch wird sich Deutschland auch weiterhin aktiv an den transnationalen Projekten in Euphresco beteiligen und so einen grundlegenden Beitrag zur phytosanitären Forschung in Deutschland, Europa und global leisten.
Die Autoren erklären, dass keine Interessenskonflikte vorliegen.